Der Polizeichor Dresden auf der „Grünen Insel“
Ein Reisebericht von Anke Sandvoß.
Es waren einmal 97 Sängerinnen und Sänger sowie fördernde Mitglieder des Polizeichores Dresden. Sie träumten von der „Grünen Insel“. Leider mussten sie drei lange Jahre davon träumen, weil ihnen Corona einen Strich durch die Planungen machte.
Am frühen Morgen (4:25 Uhr!) des 23. Septembers 2022 begann endlich die Reise mit der Fahrt zum BER. Mit Air Lingus hoben wir bei bestem Reisewetter direkt nach Dublin ab. Am Anreisetag war bereits das Konzert mit dem Polizeichor Dublin in der Whitefriar Street Church geplant. Auf der Busfahrt vom Hotel zur Kirche erhielten wir bereits eine erste Stadtrundfahrt, die wir uns mit Blubbern und Einsingen versüßten. Wenn sich jetzt jemand fragt, was ist denn mit „Blubbern“ gemeint? Dann kommt als Antwort: „Natürlich die Lax Vox Methode“. „Lax Vox“ bedeutet übersetzt „freie Stimme“ und meint eine Herangehensweise, welche mit Hilfe eines Silikonschlauches und einer bauchigen Flasche die tägliche Stimmpflege und das Stimmtraining von Sängern ermöglicht. Und ein Bus voller blubbernder Menschen sieht sehr lustig aus.
In der Kirche angekommen, wurden wir von den Mönchen des Karmeliterordens herzlich empfangen. Trotz des langen Tages und der späten Stunde haben wir einen erstklassigen Auftritt abgeliefert. Elke Linder hat in ihrer unnachahmlich dynamischen Dirigierweise das Beste der Stimmen ans Kirchenlicht befördert. Wenn Sie, lieber Polizeichor Dresden Kenner, sich jetzt fragen, wer diese Frau wohl ist, dann kann ich Ihnen heute sagen: Unsere neue 1. Chorleiterin. Im September 2022 hat sie uns noch als Dirigentin spontan nach Irland begleitet, wofür wir ihr sehr dankbar waren und sind.
Der zweite Tag in Dublin brachte eine schmerzliche Trennung mit sich. Die Mitreisenden wurden auf zwei Busse aufgeteilt. Der gelbe und der grüne Bus bekamen jeder einen eigenen Reiseführer und teilweise zeitlich versetzte Programme, was durch die Größe der Reisegruppe bedingt war.
Dann ging es los zur geführten Stadtrundfahrt durch Dublin mit einigen Zwischenstopps u.a. bei der St. Patricks Church und dem Victorian Kitchen Garden. Danach hatten wir auch ein bisschen Freizeit in der Innenstadt und konnten das Trinity College und Molly Malone besuchen. Oder einfach in einem der unzähligen Pubs versumpfen. Einer der Ältesten und Schönsten ist O’Neill. Am Nachmittag lernten wir im Guinness Storehouse viel über die Geschichte, das Herz und die Seele von Irlands berühmtestem Bier, in dem wir die sieben Etagen des legendären Gebäudes erklommen, bevor wir ein Pint in der Gravity Bar mit spektakulärem Panoramablick auf Dublin genießen durften. Die Nachtschwärmer konnten sich am Abend noch ins Dubliner Nachtleben stürzen, bei toller Livemusik in den gut gefüllten Bars.
Am dritten Tag lagen viele Meilen vor uns. Wir zogen von Dublin nach Tralee in der Grafschaft Kerry um. Richtig, aus dieser Grafschaft kommt die Kerry Gold Butter und andere leckere Käseprodukte. Um die Busfahrt etwas aufzulockern, machten wir einen Zwischenstopp und besuchten den Rock auf Cashel. Eine Burgruine und Bischofsitz aus dem 4. Jahrhundert auf einem Fels. Die ältesten heute noch erhaltenen Gebäude stammen aus dem 12. Jahrhundert. Im Vierungsturm sangen wir bei toller Akustik den „Irischen Segenswunsch“ und zauberten uns und den Mitreisenden eine Gänsehaut. Die verspätete Mittagspause verbrachten wir in Blarney. Die ehemalige Spinnerei und Weberei Blarney Wollen Mills ist seit 1975 ein Geschäft für irisches Erbe. Was so viel bedeutet, dass es eine große Auswahl aus einheimischen Wollwaren, Schmuck und andere Kleinigkeiten käuflich zu erwerben gibt. Am Abend sind wir dann im Brandon Hotel in Tralee angekommen. Dieser Ort wurde unser Ausgangspunkt für alle weiteren Ausflüge.
Bisher habe ich noch nichts zum Wetter geschrieben, weil es für irische Verhältnisse erstaunlich gut war. Auch am vierten Tag schien für uns die Sonne. Ich komme aber später nochmal auf das Thema zurück. Heute stand der Ring of Kerry auf dem Plan. Der Ring of Kerry ist eine der schönsten Panoramaküstenstraße der Welt und führt um die Iveragh-Halbinsel im Südwesten des irischen County Kerry. Die 179 km lange Rundstrecke führt durch zerklüftete und grüne Küstenabschnitte sowie ländliche Küstenorte. Um für den Tag gerüstet zu sein, begannen wir ihn mit einem leckeren Irish Coffee im Red Fox Inn. Weiter ging es mit dem Bus an der Atlantikküste. Bei einem Fotostopp trafen wir Hündin Rosie, die ihrem Herrchen beim Verkauf seiner Waren half. Ein weiteres Ziel des Tages war das Kells Sheep Centre. Hier lernten wir viel über die verschiedenen Schafrassen und ihre Bedeutungen für die irische Wirtschaft. Aber wirklich beeindruckt hat uns die Vorführung eines Schäfers mit seinen zwei Border Collies. Nur durch verschiedene Pfiffe gab er ihnen die Kommandos zum Zusammentreiben der Herde.
Zur Mittagspause in Waterville konnten wir aus zwei typisch irischen Essen wählen – Irish Stew (ein sämiger Lammeintopf) oder Fish & Chips (Fischstückchen mit Pommes). Und wir trafen in Waterville auf einen „alten Bekannten“. Charlie Chaplin hat in diesem Küstenort viele Urlaube verbracht und wurde deshalb mit einer Statue geehrt. Er war ein begehrtes Fotomotiv. Tolle Ausblicke auf die Küstenlandschaft, die Klippen und tosenden Wellen begleiteten uns zum kleinen Örtchen Sneem mit seinen bunten Häusern und Wollgeschäften. Unser letzter Stopp war der Lady’s View inmitten des Killarney National Park. Von hier aus hatten wir einen sagenhaften Blick auf den Nationalpark mit seinen drei Seen Lough Leane, Muckross Lake und Upper Lake. Und wir bekamen eine Ahnung, warum Irland die grüne Insel genannt wird. Hunderte verschiedener Grüntöne leuchteten uns entgegen. Das Abendessen nahmen wir wieder im Hotel ein. Und ich muss auch nur einmal darüber berichten, weil es immer die gleichen Beilagen gab und nur das Fleisch oder der Fisch variierten. Und wer noch genug Energie hatte, unweit des Hotels war ein guter Pub mit Livemusik…
Die Vorfreude auf Tag fünf war groß: Heute besuchen wir die Cliffs of Moher. Die bekanntesten Klippen Irlands sind 214 Meter hoch und erstrecken sich über acht Kilometer. Sie sind ein wirklich beeindruckender Anblick, wenn man sie sieht. Ausgerechnet an diesem geschichtsträchtigen Tag schlug das berüchtigte nasskalte und neblige Wetter zu. Aber lassen Sie mich den Tag von vorn mit dem Besuch in Limerick beginnen. Es regnete Bindfäden, weshalb wir gar nicht aus dem Bus aussteigen wollten. Das King Johns Castle und die St. Mary Cathedral haben wir vom Bus aus bewundert.
Je näher wir den Cliffs of Moher kamen, desto nebliger wurde es. Es konnte sich jeder glücklich schätzen, der mal einen kurzen Blick auf das Meer oder den O’Brien‘s Tower erhaschen konnte. Die ganz Harten unter uns sind trotzdem ein Stück der Küstenlinie gefolgt, aber die Anderen haben die meiste Zeit im Besuchergebäude mit seinen Gift-Shops (Geschenkeläden) und verschiedenen Restaurants verbracht. Auf der Rückfahrt zum Hotel wurde das Wetter wieder besser und so genossen wir die kurze Überfahrt mit der Fähre über den Fluss Shannon.
Der Wild Atlantic Way ist mit 2.500 km die längste Küstenstraße der Welt, und sie führt auch über die Halbinsel Dingle. Das Ausflugsziel des sechsten Tages. Begonnen haben wir den Tag auf einem tollen flachen Sandstrand dem Inch Beach. Trotz Wasser von oben und unten hatten wir viel Spaß beim Muscheln sammeln oder barfüßig über den Strand zu waten. Durch die gelegentlich aufblitzende Sonne und den Regen herrschte ein ganz besonderes Licht. Weiter ging die Reise nach Dingle, der westlichsten Stadt Europas. Ein charmantes kleines Städtchen mit farbenfrohen Häusern, die kleine Handwerksgeschäfte und gemütliche Pubs beherbergen. Der Weg zurück zum Hotel führte über den Sleagh Head Drive eine kurvenreiche und windige Fahrstrecke mit spektakulären Ausblicken auf die Klippen und das tosende Meer. Auch die irische Geschichte kam nicht zu kurz. Neben vielen archäologischen Funden, haben die mittelalterlichen Steinhäuser, die einst von Mönchen bewohnt wurden, den lustigen Namen „Bienenkorbhütten“. Diese schmiegen sich vor Wind und Wetter geschützt in die Hügel. Der Höhepunkt des Tages war aber unbestritten die Show der „Celtic Steps“. Das abwechslungsreiche Programm aus Musik, Stepptanz und Gesang hat uns alle begeistert. Die sechs Musiker sind Meister ihres Fachs an den teils irischen Instrumenten, wie auch die vier Tänzerinnen und Tänzer, die Weltmeister und irische Meister sind. Die Nachtschwärmer haben den Abend noch an der Hotelbar ausklingen lassen.
Der vorletzte Reisetag sollte noch einmal lang werden, aber auch wunderschön, weil die Sonne uns hold war. Nach dem Frühstück wurde kurzfristig eine Chorprobe anberaumt, um uns auf die abendliche Messe in der St. Mary’s Cathedral in Killarney vorzubereiten. Dann ging es zügig los zu einem schönen Fotopunkt mit Blick auf den Lower Lake und die ihn umgebenden Hügel im Killarney National Park. Die kleine Wanderung zum Torc Wasserfall wurde auch mit tollen Fotos belohnt. Einen längeren Stopp legten wir beim Herrschaftssitz Muckross House und seiner Gartenanlage ein. Bei herrlichem Sonnenschein konnten wir den Garten mit seiner Farbenpracht, den vielen Blumen und Bäumen genießen oder unter freiem Himmel bei einem Kaffee sitzen. Vor unserem Auftritt bei der Messe in der St. Mary’s Cathedral hatten wir noch ein bisschen Freizeit in Killarney, um die letzten Andenken zu kaufen oder die Stadt zu besichtigen. Wir durften die 18:00 Uhr Messe mitgestalten und danach noch einige Lieder in der Kathedrale singen. Die Akustik hielt einige Herausforderungen für uns bereit, aber Elke hat uns gut durchgeleitet und wir konnten stolz ins Hotel zurückzittern. Denn wie befürchtet, war es sehr kalt in der großen Kathedrale und wir haben wiedermal ordentlich gefroren. Den letzten Abend haben einige nochmal in einem Pub mit Livemusik oder in der Hotelbar verbracht, denn schlafen konnten wir auf der Heimfahrt.
Den letzten, den achten Tag unserer Reise verbrachten wir rund 14 Stunden sitzend. Erst im Bus, dann beim Warten auf dem Dubliner Flughafen, im Flieger und letztendlich im Bus von Berlin nach Dresden. Dass dieser Tag trotzdem einen unvergesslichen Moment hatte, lag an unserer Chorleiterin Elke. Unser Abflug verspätete sich, und da versammelte sie die Sängerinnen und Sänger am Gate um sich, und wir sangen zur Freude aller Anwesenden zwei Lieder und veranstalteten unseren eigenen kleinen Flashmob.
Es war für alle eine wunderschöne aber durchaus auch anstrengende Chorreise. Irland ist genauso schön wie in den Katalogen beschrieben und den Liedern besungen. Die Menschen sind sehr herzlich und gastfreundlich. Außerdem ist es ein sehr musikalisches Volk, was Mann/Frau bei einem Pub-Besuch auch sofort bestätigt bekommt.
Einen großen Dank möchte ich an Katrin Fetter richten, die diese Reise maßgeblich zusammen mit Matthias Thissen von Elan Touristik organisiert hat.
Auf dem Instagram-Account des Polizeichores sind weitere Bilder der Reise zu sehen. Alle sind hiermit herzlich eingeladen, uns auf Instagram zu folgen.
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