Tag 3 in der Steiermark: Wein, Kürbiskernöl und Brotzeit

Heute war wieder ein sehr ereignisreicher Tag. Nach einer zünftigen Weinverkostung im Schloss Seggau ging es weiter zur Kürbiskernmühle nach Heimschuh bei Leibnitz. Dort haben wir ein paar sehr interessante (und auch sehr lustige) Fakten über das Steirische Kürbiskernöl erfahren und durften natürlich auch reichlich verkosten.  Anschließend ging es dann über ins Gebirge. nach einer sehr schönen Fahrt durch eine traumhafte Landschaft war dann noch eine Rast am größten Klapotetz der Welt angesagt. Nachdem wir uns dort die Füße vertreten haben und die tolle Aussicht genießen durften, ging es weiter zur Brotzeit in eine der typischen Buschenschenken. 

Nach der Rückkehr ins Hotel war dann Freizeit angesagt – einige haben wieder Graz erkundet. Die Stadt ist bei Nacht schon ein Erlebnis…..

 

Hier noch ein ausführlicher Bericht von unserer Ina Simon:

Wir starteten nach dem Frühstück zum nächsten Abenteuer; Jens, unser kompetenter Busfahrer brachte uns zum Schloß Seggau zu einer Weinverkostung im Weinkeller des Schlosses. Ein bisschen gruslig war dieses Kellergewölbe schon – ganz im Gegenteil zu dem stilvollen Ambiente des Schlosses, welches im Hof bzw. im Eingangsbereich zu bewundern gab. Die drei von uns verkosteten Weine waren sehr speziell, sicher super guter Qualitätswein, aber für unseren Geschmack etwas zu trocken. Um uns einen Überblick zu verschaffen blätterten wir in dem auf dem Tisch ausliegenden Flyer und entdeckten eine breite Produktpalette neben den Weinen. Darunter z. B. ein Balsam-Birnen-Essig zu einem akzeptablen Preis. Chrissy und ich rätselten, ob wir den Essig wohl vor einem Kauf auch kosten könnten und um dies heraus zu bekommen fragte ich den Sommelier, der uns den Wein vorgestellt hatte. „Kein Problem“ meinte er und so folgte im Anschluß an die Weinverkostung noch eine Essig-Verkostung im Verkaufsraum, die einige von uns zum Kauf verführte. Vor allem der ohnehin schon im Visier gewesene Balsam-Birnen-Essig und der Tomatenessig waren ein Geschmacks-Erlebnis der besonderen Art.

Von Schloß Seggau an wurden wir von Herrn Johann Dreisiebener begleitet, unserem ortskundigen Reiseführer. Er erklärte die Region und so verging die Zeit bis zur Ölmühle Hartlieb wie im Flug. 100 Jahre Erfahrung im Familienbetrieb der Ölmühle ließen auf Spezialitäten hoffen und wir wurden nicht enttäuscht. Der Senior-Chef Gerhard Hartlieb empfing uns und kündigte eine fachkundige Führung durch die Ölmühe für alle Interessierten an. Allen anderem empfahl er den Generationen-Spielplatz gegenüber des Grundstückes. Na, der war ja lustig. Auch während der Führung gab es noch den einen oder anderen Spruch, der nicht so ernst zu nehmen war. Z. B. seine Erklärung, wie man das gute steirische Kürbiskernöl vom schlechten chinesischen unterscheiden könne; wenn man das gute auf einen weißen Teller tropfen lassen würde kämen runde Tropfen dabei heraus, beim schlechten schlitz-förmige. Neugierig wie ich nun mal bin fragte ich auch Herrn Hartlieb, ob er uns denn eine besondere und/oder witzige Geschichte über die Herstellung der leckeren Öle erzählen konnte und er berichtete, dass sich mal ein Kürbiskern-Kunde beschwert hatte darüber, dass die Kerne nach Mineralöl schmecken würde. Ausgeschlossen, niemals, das konnte einfach nicht sein. Der Kunde reklamierte trotzdem weiter und brachte einen Teil der Kerne zurück, damit sich Herr Hartlieb vom Mineralöl-Geschmack überzeugen konnte. Tatsächlich, die Kerne schmeckten nach Mineralöl. Nun begaben sie sich gemeinsam auf Ursachenforschung und fanden heraus, dass die Kerne beim Kunden oberhalb eines Traktors gelagert waren und deshalb die ganzen Abgase von selbigen ab bekam.

Öle, an denen ich nicht vorbei kam ohne eine Flasche davon zu kaufen waren; das Lein-Öl, Dill-Öl und das Kürbiskernöl, dazu noch zwei Tüten Kürbiskerne und eine kleine Flasche Johannisbeer-Essig. So konnte ich innerhalb einiger Minuten mein Budget der ganzen Woche ausgeben.

Mit einem Umweg über das Klapprad, welches früher die (sich daran gewöhnenden) Vögel vertreiben sollte, einem legendären Kräutergarten und weiteren tollen Plätzen kamen wir zur Jause in der Buschenschänke der Familie Schneeberger an. Herr Dreisiebener erklärte, dass der Federweiser hier deshalb Sturm heißt, weil es bei der Gärung des Traubensaftes brodelt, und dies einem Sturm ähnlich ist. Er erzählte auch eine ganz besondere Geschichte, die sich in der Grenzregion zu Slowenien (wo seine Familie zu Hause ist) zu Zeiten der grünen Grenze zugetragen hat; damals gab es zwar dort keinen Stacheldraht, wohl aber Grenzsteine. Nun machten sich gelegentlich Reisende einen Spaß daraus, über die Grenze zu treten und mal einige cm in Slowenien zu sein. Ein Chauffeur einer Gruppe übertrieb es mal und wurde von einer slowenischen Grenzstreife festgenommen. Die Reisegruppe saß daraufhin ratlos bei Familie Dreisiebener fest, die nicht Kosten und Mühen gescheut hat, um den Witzbold aus dem slowenischen Gefängnis wieder heraus zu bekommen, was schließlich auch gelang. Ich hätte Johann Dreisiebener gern noch stundenlang zugehört, seine Geschichten von einer Grenze, die Nachbarn und Familien getrennt hatten und so viel Leid über die Bewohner der Region gebracht hat waren spannend und fesselnd. Andererseits lockte auch eine leckere Brotzeit und schließlich siegte der Hunger. Ich verabschiedete mich dankend von Johann Dreisiebener und freute mich über die Aufzeichnung unseres Gespräches, die es mir ermöglicht, immer noch einmal in eine so ergreifende Erzählung hinein zu hören.

Nach der Jause gut gesättigt wurde gesungen und gelacht. In der Sonne sitzend verfeinerten wir die bereits vorgeschriebenen Ansichtskarten, die Familie Schneeberger großzügig zur Verfügung gestellt hatten. Schon wieder Leute, die mitdenken und wussten, was wir brauchen… Das scheint es hier öfter zu geben.

 

Das wars erst einmal für heute, ein ausführlicherer Bericht folgt noch. Hier ein paar Impressionen vom Tag:

 

 

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