Der Polizeichor Dresden zu Gast in der Steiermark und in Südtirol

Hier jetzt ein kompletter Reisebericht von unserem lieben Sangesfreund Jochen Strobel:

web-6035Den Männerchor Neustift aus Südtirol lernten wir bei unserem gemeinsamen Konzert zu Weihnachten 2013 kennen und waren von ihren Leistungen ebenso begeistert wie unser Publikum. Unsere Freude war deshalb sehr groß, als wir von ihrem Obmann Luis Habicher und dem Chorleiter Prof. Rudi Chizzali noch am gleichen Tag zu einem Gegenbesuch eingeladen wurden. Das Angebot eines Mitglieds des Steirischen Jägerchores, die vorgesehene Reise mit einem mehrtägigem Aufenthalt und Konzert in der steiermärkischen Landeshauptstadt Graz zu verbinden, konnte nicht ausgeschlagen werden. Schnell war klar, dass wir einen singfähigen Chor für diese Reise gewinnen, so dass die organisatorischen Vorbereitungen dafür nicht lange auf sich warten ließen. 4 Monate später füllten wir schon unsere Reiseanmeldungen aus.

Am frühen Morgen des 19. Sept. 2015 stiegen 46 Sänger/innen sowie weitere 53 Angehörige und fördernde Mitglieder frohgelaunt und erwartungsvoll in die vor der PD Dresden bereit stehenden Busse. Die Busverantwortliche für den Bus 1, Kathrin, stellte den Busfahrer vor und außerdem zwei Stewardessen, die sich gern bereit erklärt hatten, uns während der Fahrt mit heißen und kalten Getränken sowie Speisen zu betreuen. Lachen und Klatschen brandete auf, als die beiden ihre Jacken auszogen und ihr T-Shirts mit der Aufschrift „Flotte Bienche“ zeigten. Regina und Mechthild fragten sofort nach unseren Wünschen und ließen auch bis zum letzten Tag keine Wünsche offen. Auch in unserem zweiten Bus klappte das gut.

Nach fast 11-stündiger Fahrt trafen wir im Hotel „Star Inn“ in Graz ein, freuten uns über die herzliche Begrüßung und bekamen nach dem Auspacken der Koffer ein echt österreichiges Abendmenue vorgesetzt. Den restlichen Abend verbrachten wir nach Wunsch, teils auch, wie unsere „Musici“, mit einer Probe.

Der erste Aufenthaltstag war für uns ziemlich anstrengend. Zuerst hieß es, zeitig die Betten zu verlassen, weil schon 8 Uhr der Bus mit unseren Aktiven nach Heiligenkreuz am Waasen fuhr, wo wir den Gottesdienst musikalisch begleiteten. Vom Pfarrer der Kirche, Magister A. Stumpf, wurden wir den Teilnehmern am Gottesdienst vorgestellt und willkommen geheißen. Nach den von unserer 2. Chorleiterin Maja Seidel als gelungene Darbietung eingeschätzten vier Liedern lobte und dankte auch der Pfarrer uns mit herzlichen Worten, die mit Beifall von der Gemeinde bestätigt wurden.

Während wir Sänger/innen uns danach im benachbarten Kultur- und Pfarrzentrum auf unser Konzert vorbereiteten, konnten unsere Begleiter an einer interessanten Kirchenführung teilnehmen und anschließend der Eröffnung des Konzerts durch den Steirischen Jägerchor, unter der Chorleitung von Margit Weiss, lauschen.

Mit einer freundlichen Begrüßung durch Honoratioren der Stadt und des steiermärkischen Sängerbundes wurde danach unser Chor vorgestellt. Als Moderatorin trat Maja Seidel auf, ihr Ehemann Robert begleitete uns am Klavier. Sowohl unsere acapella-Lieder aus verschiedenen europäischen Ländern als auch der 2. Teil unseres Programms mit dem Auftritt des Frauenchores, der Musici, des Männer- und des Gesamtchores  fanden die Anerkennung des Publikums. Besonderen Applaus erhielt das Lied „Die Rose“ mit Martina Illgen als Solistin.

Den dritten Teil des Konzerts bestritt der gemischte Chor „VOCAL Stiefingtal“. Wir konnten jetzt mithören und -sehen und freuten uns sowohl über das gut dargestellte Liedgut, darunter auch deutsche Lieder und die bunte Festkleidung der Sängerinnen und Sänger.

Den Abschluss des Konzerts bildete der gemeinsame Gesang von  „Ein schöner Tag“.

Per Bus ging es danach zum „Lippizaner Franzl“, einer Gaststätte im gleichen Ort. Dort nahmen wir gemeinsam mit den anderen beiden Chören eine zwar etwas verspätete, aber ausgezeichnete Brotzeit ein, ehe uns die Busse wieder in unser Hotel nach Graz brachten.

Den freien Abend verbrachten wir in mehreren Grüppchen im Zentrum der Stadt und erlebten dort das 14. Aufsteirern. Dabei handelt es sich „nicht um irgendein Gschnas“ (lt. Kleine Zeitung vom Tag darauf), sondern um das steirische Volkskulturfest, zu dem sich die gesamte Steiermark im Zentrum von Graz trifft. Im Mittelpunkt steht wohl neben der Volksmusik und dem Tanz die „Pracht der Tracht“, und auch das Essen und Trinken wird nicht klein geschrieben. Die Veranstaltungen begannen schon am Vormittag und endeten auf den Straßen und Plätzen (schon) 19 Uhr. Inmitten dieser auf mehreren Bühnen und an unzähligen Sondergaststätten im Freien feiernden mehr als 100.000 Gäste (gleiche Zeitung), das sind etwa ein Drittel der Einwohner, konnten wir nicht anders als uns nur wohl fühlen.

Nicht umsonst bezeichnen wir unsere Reisen zu anderen Chören immer als Konzert- und Erlebnisreisen. Das zeigte sich erneut am folgenden Tag, an dem eine Steiermarkrundfahrt mit kompetenten Reiseleiterinnen stattfand. Das Schönste sind wohl die herrlichen Berge, Wälder und die vielen steilen Weinberge, die wir die ganze Fahrt über bestaunen konnten. Einen ersten Halt machten wir zum Besuch der Ölmühle Hartlieb und deren Museums in Heimschuh. Sie war die erste, die Kürbiskernöl (auch „Das schwarze Gold der Steiermark“ genannt) hergestellt hat und besitzt damit über 100 Jahre Erfahrung. Interessant waren sowohl die alten Geräte zum Pressen des Öls aus vielen verschiedenen pflanzlichen Rohstoffen als auch die Erklärungen zur Verwendung bei gesundheitlichen Problemen. Außerdem konnten wir die verschiedene Öle mit allen Sinnen wahrnehmen, also auch riechen und schmecken, was dazu führte, dass vom anschließenden Kaufangebot reger Gebrauch gemacht wurde.

Der Wein bestimmte alle anderen Ziele des Tages. Zuerst fuhren wir zum Schloss Seggau am Sausal, nur etwa 10 km von der slowenischen Grenze entfernt. Hier besuchten wir den 300 Jahre alten Bischöflichen Weinkeller, in dem 140.000 Liter Wein in Fässern gelagert werden können. Das sind vor allem Weißweine, da der dortige Boden für rote Trauben nicht günstig ist. Während der Verkostung von dreien dieser Weine erfuhren wir, dass die Pflanzen durch die Verwendung einer amerikanischen Wurzel reblausresistent sind.

Danach lernten wir den ältesten und zugleich höchsten Klapotetz der Welt kennen. Das ist eine im südsteirischen Weinland verbreitete Vogelscheuche. Sie besteht aus einem Windrad mit Welle und Schlägeln, die durch ihr rhythmisches Geklapper die Vögel von den Weingärten zur Zeit der Traubenreife fernhalten sollen.

Schließlich wurde wieder in Heimschuh in der Buschenschänke des Weingutes Schneeberger eine Brotzeit eingelegt. Wir hatten schon während der Fahrt viel über den Weinbau gehört, der neben der Schweinemast und dem Tourismus die hauptsächlichste Einnahmequelle der Steirer darstellt und wussten dadurch, dass die Weinbauern, die in der Regel nur etwa 5 ha Land als 2. Standbein bebauen, solche Gaststätten betreiben. Ein reichliches und schmackhaftes Mahl wurde hier eingenommen und dazu ebenso guter Wein nach Wahl genossen.

Bemerkenswerte Erlebnisse brachte uns auch der nächste Tag, an dem wir uns ausschließlich in Graz aufhielten. Zuerst fand eine Führung durch das Schloss Eggenberg statt, das 1999 zur Weltkulturerbestätte der UNESCU ernannt wurde.

Das Schloss hat seit seiner Erbauung im 17. Jahrhundert keinerlei Kriegsschäden erlitten und ist in seiner ursprünglichen Gestaltung einschließlich aller Stuckarbeiten, Deckengemälde und  Tapeten sowie des Mobiliars und anderer Ausstattungsgegenstände erhalten geblieben und bietet dadurch in allen seinen Räumen ein lebendiges Abbild des Barock. Die Führung war entsprechend lehrreich und fand in uns sehr aufmerksame Zuhörer und Betrachter. Für die Besichtigung der anderen im Schloss untergebrachten Museen blieb keine Zeit, wohl aber für einen Spaziergang im ebenfalls in barockem Stil gehaltenen Park.

Bei dem folgenden geführten Stadtrundgang im Zentrum der Stadt gab es vielerlei zu bewundern, besonders die malerischen schmalen Gassen, die wunderschönen Fassaden vieler Stadtvillen, das Rathaus auf dem Hauptplatz, interessante Innenhöfe sowie die Doppelwendeltreppe hatten es uns angetan.

Auf dem Schlossbergplatz endete die geführte Wanderung. Die uns übergebenen Stadtpläne und Hinweise unserer Führerinnen nutzten wir in kleinen Grüppchen, weitere Sehens-würdigkeiten kennen zu lernen. Für den Großteil  war das der Schlossberg einschließlich des Uhrturms und der umliegenden Höhe, der teils mit dem Lift,  teils mit der Bergbahn, von vielen auch über die Schlossbergstiege erreicht wurde. Auch die schwimmende Insel in der Mur, dem Fluss, der die Stadt teilt, hat wohl keiner versäumt, sich anzusehen. So waren wir alle mit dem ganzen Tag zufrieden. Das traf nicht nur auf das Gesehene, Erlebte und auf das schöne Wetter zu, sondern auch auf das Abendessen, Möglichkeiten dafür gab es ohne Zahl.

Etwa 400 km hatten wir am nächsten Tag zurückzulegen, um zum zweiten Ort unserer Reise zu gelangen, nach Brixen in Südtirol. Den ganzen Tag über regnete es, schließlich fiel sogar Schnee und die immer höher werdenden Berge zeigten sich am Gipfel weiß. Am Ziel wurden wir von zwei Sangesfreunden des Neustifter Männerchores herzlich empfangen. In Verbindung mit einem kurzen Rundgang führten sie uns zum Dom, wo wir ausführliche Informationen zur Stadt und zum Dom selbst erhielten. Unsere Aktiven bedankten sich im Namen der ganzen Reisegruppe mit „Dona nobis pacem“, dem  „Irischen Segenswunsch“ und „The Lord bless you“, ehe uns die Busse zu den von uns gebuchten Hotels nach Klausen bzw. nach Latzfons beförderten.

Der Folgetag brachte uns wieder schönes Wetter und das brauchten wir auch bei der Besichtigung der Gärten von Schloss Trautmannsdorf. 7 Rund- und Panoramawege führen auf einer Länge von 7 km bei einem Höhenunterschied von rund 100 Metern durch den herrlichen Park, der in vielen verschiedenen Gartenlandschaften Pflanzen aus aller Welt zeigt. Obwohl am Tag vorher schon der Herbst begann, waren noch viele Sommerblumen in Blüte zu sehen, dazu schon Dahlien und andere Blumen des Herbstes, darunter mehrere exotische. Die Wege, dazu auch all die vielen Anlagen, zeigten gärtnerisch und gestalterisch sehr viel Geschmack.  Bei so viel Schönheit wurde uns die Zeit von 2 ½ Stunden nicht nur nicht langweilig,  vielmehr schien sie als etwas zu kurz.

Danach ging es nach Meran, wo wir unsere Freizeit nach Wunsch gestalten konnten, ehe der angekündigte Törggelenabend in Neustift stattfand. Es handelte sich dabei ursprünglich um den Austausch von Weinproben durch die Erzeuger und wurde später zusätzlich auf die reichliche Einnahme von deftigen Speisen und die Teilnahme von Gästen ausgedehnt. So war es auch in der Gaststätte „Käfererhof“. Das leckere Essen wurde erneut nicht bewältigt, der Wein aber fand regen Zuspruch, auch der „Sturm“, zu dem wir „Roter Sauser“ sagen.

Das Highlight in Südtirol war die Dolomitenrundfahrt am vorletzten Tag unseres Aufenthalts.

Sie führte den ganzen Tag über vom Grödnertal und –joch durch mehrere weitere Täler, viele enge Serpentinen hinauf und hinunter, durch Cortina d´Ampecco zum Misurinasee und nach einer Mittagspause dort weiter durch das Pustertal nach Brixen und zurück in unsere Hotels. Die Fotoapparate wurden reichlich genutzt, denn wieder war das Wetter nach Wunsch und die Sicht auf die teils schneebedeckten Berge ausgezeichnet. Unsere Reisebegleiter, Sangesfreunde des Neustifter Männerchores, zeigten sich sehr gut informiert über Land und Leute und konnten alle Fragen ausführlich beantworten.

Der letzte Urlaubstag gehörte wieder der Musik. Zuerst fuhren wir nach Neustift und wurden durch die interessante Klosteranlage geführt. Natürlich nutzten wir die Möglichkeit, in der Kirche des Klosters einig Lieder zu singen. Beim Mittagessen in Voitsberg lernten wir schon den Veranstaltungsraum kennen, hatten danach Zeit in Brixen, um nach dem uns übergebenen Stadtplan Sehenswürdigkeiten aufzusuchen und natürlich auch zu fotografieren, bis wir wieder zum Konzertsaal zurückfuhren und uns mit einer Probe auf das Konzert vorbereiteten, diesmal mit unserem Chorleiter Torsten Petzold.

Eingeleitet wurde das Konzert mit unseren a-capella-Liedern. Der Männerchor Neustift folgte mit einem ausgezeichneten Programm und wir beendeten mit unseren lustigen Liedern wie in Graz die von viel Beifall begleitete Veranstaltung.

Beim anschließenden Kommers bedankte sich unser Vorsitzender Johannes Hoja in unserem Namen für die rundum hervorragende Betreuung durch unsere Neustifter Gastgeber und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dieses Treffen der beiden Chöre bestimmt nicht das letzte sei. Auch der Obmann des Neustifter Männerchores und Prof. Chizzali fanden Worte der Freundschaft. Wie auch bei ähnlichen Veranstaltungen tauschten wir Gastgeschenke aus.

Am 27. Sept.  wurden früh zeitig die Koffer gepackt und nach dem Frühstück verladen. Pünktlich 8.30 Uhr verließen wir die gastliche Stadt und traten den Heimweg an. Nach fast 13 Stunden Fahrt trafen wir in Dresden ein, die Erinnerungen an unsere (vorerst) letzte Konzert- und Erlebnisreise werden viele Jahre wach bleiben.

Unser herzlicher Dank gilt außer unseren aufmerksamen Gastgebern den Organisatoren der Reise, Johannes Hoja, Kathrin Fetter und dem gesamten Team des Vorstandes.

Jochen Strobel

 

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