Vielfalt als Ressource und Ausblicke auf das Weihnachten im Arzgebirch

Als wir am Freitagabend im Best Western Hotel Stephanshöhe in Schellerau eincheckten, lag ein langes Proben-Wochenende vor uns. Bereits im Vorfeld dieser Chor-Reise wurden Wetten abgeschlossen, die immerhin dagegen hielten, dass wir das Pensum der vielen neuen Titel bis zum Weihnachtskonzert nicht mehr schaffen würden. Dass wir selbst hohe Ansprüche an unsere musikalische Leistung stellen, hat so nicht immer nur Vorteile, aber es kann seeeehr motivierend sein.

Für viele Neue im Chor war es die erste gemeinsame Reise und auch für alle anderen lag mit dem Leistungsdruck eine gewisse Spannung in der Luft.

Voller Tatendrang begannen wir am Freitagabend schon mit den Proben. Am Samstagmorgen sinnierte unser Dirigent und Chorleiter Torsten Petzold, wie schade er das doch fände, dass nächtliche Zimmerkontrollen nicht erwünscht gewesen sind, wo er doch so gern gesehen hätte, wie wir begeistert noch die letzten Texte der vielen neuen Titel lernen und selbige auch gleich noch mal üben… Staunend und mit einem Lächeln nahmen wir diese Visionen zur Kenntnis, zu diesem Zeitpunkt nicht ahnend, dass wir in der kommenden Nacht tatsächlich vieles noch einmal üben würden. Einfach  so, weil es eine von uns auf dem Smartphone hatte und es sich bei einem Glas Prosecco auf dem Zimmer als besonderer Spaß so ergeben hat.

Elena Beer ist unsere neue zweite Chorleiterin. Wir haben das Gefühl, dass sie sich bei uns mittlerweile super eingelebt hat und dass es ihr Spaß macht, uns zu dirigieren. An dieser Stelle möchte ich ein Geheimnis verraten; eine ganz besondere Freude ist uns jedes Mal das Einsingen mit ihr. Sportliche Übungen in Kombi mit einer lustigen Tonfolge oder ihre jetzt schon legendären Metaphern reißen zumindest mich regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hin. Dieses Wochenende kam dazu „fühlen Sie sich wie eine übergroße Mozartkugel!“ Wie man u. a. daraus sehen kann, hat die junge Musikerin, welche jetzt unser Sub-Coach ist durchaus Humor. Genau den stellte sie auch dieses Wochenende unter Beweis, als sie uns bei „Vom Himmel hoch“ aufforderte in das IN zu beißen oder auf einmal feststellte „So klingt ein  freudig erregter Sopran“. Bei „The Lord bless you and keep you“ erklärte sie dem gesamten Chor auf welche Weise gesungen „aaaaaaa – men“ sie unheimlich anmacht, was besonders bei unseren Jungs und Männern zu unkontrollierten Heiterkeitsausbrüchen führte. So und ähnlich zeigen uns unsere Chorleiter immer wieder, dass sie nicht nur kompetente Coaches sondern auch Naturtalente in Sachen Entertainment sind.

Am Samstagabend fand als krönender Abschluss des Dinners ein erzgebirgischer Folkloreabend mit entsprechender Live-Musik statt. Einige wenige sondierten gleich mal die Fluchtwege, denn die Band baute sich unmittelbar vor der Eingangstür auf. Nach anfänglicher Skepsis, die daraus resultierte, dass befürchtet wurde die Mundart nicht zu verstehen, fanden es aber die meisten von uns dann total lustig, zumal die Band gute Stimmung machte und das Dessert echt köstlich war. Die Lieder, die wir singen und die Vorlieben der einzelnen Chormitglieder gemischt mit erzgebirgischer Folklore – das ist gelebte musikalische Vielfalt. So musste Torsten Petzold auch nicht wirklich lange überredet werden, um eines der beiden Erzgebirgs-Weihnachtslieder, die wir in unser Programm aufgenommen haben, zu dirigieren.

Unsere beiden Chorleiter hatten übrigens am Wochenende Verstärkung; die Sopranistin Jelena Josic unterstützte mit Stimmbildungstraining und zeigte speziell uns im Sopran einige Brücken, die wir uns selbst bauen können, um besser an die hohen Töne in uns heran zu kommen. Und so waren wir uns spät am Abend einig, dass es Klasse wäre, wenn sie noch lange bei uns bleiben könnte.

Wer stellt sich auch schon in Socken auf einen Stuhl, um beim dirigieren selbst von der letzten Reihe aus noch gesehen zu werden?

Insgesamt gesehen ist das Wochenende leider wie im Flug vergangen. Es hat Spaß gemacht, so viel zu singen und es war ganz toll zu erleben, welch ein großer Zusammenhalt in einem Team da sein kann, wenn wir uns gegenseitig unterstützen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken… und damit zu einem wichtigen Thema übergehen. Ihr kennt das sicher alle aus dem beruflichen Umfeld oder der Familie; es gibt meistens ein oder zwei Leute, die gut organisieren können und dies dann halt auch regelmäßig tun. Anfang wird das meistens auch sehr gewürdigt. Es ist diesen „Heinzelmännchen“ (auch wenn sie ihr Werk häufig unbemerkt von den anderen tun) anzusehen, dass sie Spaß daran haben und dass sie das gern tun. Die Mitglieder des Teams oder der Familie gewöhnen sich mit der Zeit daran und irgendwann wird vielleicht sogar mal vergessen, dass Engagement der fleißigen Leute entsprechend zu würdigen. Das soll heute nicht passieren und deshalb im Namen aller Chormitglieder, die dabei waren und im Namen der Chorleiter; ganz herzlichen Dank an Micha und Katrin. Ihr habt wieder großes geleistet bei der Vorbereitung des Wochenendes und uns auch dieses Jahr wieder mit einem ganz besonderen Event überrascht. Es hat alles bestens geklappt und wir wissen, dass wir das Ausbleiben von Pannen ausschließlich Eurer organisatorischen Leistung zu verdanken haben.

Tja, kurz vor der Fahrt nach Hause habe ich Torsten Petzold gefragt, ob er nicht noch ein Schlusswort für mich bzw. für uns hat und er sagte nur mystisch „Trans-e-a-mus“, was von unseren Musici demnächst gesungen wird, aus dem Lateinischen kommt und so viel wie „überschreiten, hinübergehen“ heißt. Klar, zusammen gehen wir zu den nächsten Herausforderungen über. Genau deshalb freuen wir uns auf unseren Auftritt im Gewandhaus nächstes Wochenende und auf unsere Weihnachtskonzerte.

In diesem Sinne beste Grüße

Ina Simon

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