Konzert- und Erlebnisreise des Polizeichores Dresden nach Poznan (Posen)

 

web-2315Dass wir Ende Januar nach Poznan fahren würden, wussten wir seit Dezember 2015. Der Poznaner Polizeichor, damals  Mitgestalter unserer Weihnachtskonzerte, hatte uns zum Gegenbesuch eingeladen, zu ihrem Weihnachtskonzert. Ein Gag, dachten wir zuerst, wurden aber schnell eines Besseren belehrt, denn in Polen wird das Weihnachtsfest traditionell bis zum 2. Februar gefeiert.

Gut vorbereitet trafen sich 45 unserer Sängerinnen und Sänger mit Ihren Ehepartnern und fördernden Mitgliedern am 26. Januar vor der Polizeidirektion und bestiegen gut gelaunt die beiden Busse, die uns für 4 Tage von Erlebnis zu Erlebnis bringen sollten.

Das erste dieser Art hatten wir schon auf der Hinfahrt, und zwar den Halt vor einer Statue in Schwiebus (Swiebodzin). Etwa 60 km hinter der Grenze nach Frankfurt/O. wurde im Jahr 2010  auf einer Anhöhe die Christus-König-Statue eingeweiht. Wir konnten sie schon von Weitem sehen, denn die Christusfigur ragt mit ihrer Höhe von 52,5 Metern 6 Meter höher hinaus als die von Rio de Janeiro und gilt auch wegen ihrer ausgestreckten Arme von 24 Metern Breite als größte der Welt.

Mit großem Interesse hörten wir von einem noch ungeklärten Problem: Der Pfarrer von Schwiebus hatte den Bau arrangiert und in seinem Testament festgehalten, dass er wünscht, sein Herz solle nach seinem Tod am Fuße der Statue beigesetzt werden. Das erfolgte auch, jedoch im Widerspruch zur polnischen Friedhofsordnung. Trotz der mit Schnee bedeckten und glatten Wege liefen die meisten unserer Mitreisenden auf die Anhöhe, versuchten, das Grab zu finden und schauten sich auch in dem umgebenden Park mit seinen 20 Tafeln zu religiösen Themen um. Die Fotoapparate hatten hier viel zu tun.

Am zeitigen Nachmittag wurden wir in dem 4****-Hotel NH Poznan mit einem Willkommenstrunk und herzlichen Worten von Mitgliedern des heimischen Polizeichores begrüßt und nach dem Zimmerbezug und einem guten Mittagessen im nahen Restaurant „Sphinx“ schon zum nächsten Erlebnis gerufen, zu einer Führung durch die größte Bierbrauerei mindestens Europas  wenn nicht der Welt, „Lech“.

Zuerst sahen wir ein Modell der Brauerei an, die sich auf einer Fläche von 17,4 ha ausdehnt. Dabei hatten wir das Glück, eine junge Führerin zu erhalten, die uns in sehr gutem Deutsch mit der Entwicklung des Betriebs vertraut machte. Bei dem anschließenden Rundgang konnten wir alle wesentlichen Bereiche anschauen, wobei das Sudhaus mit der Größe und Vielfalt der Kessel und die Abfüllanlage am Interessantesten waren. Es ist schon kaum zu glauben, dass innerhalb eines Jahres bis zu 8 Millionen Hektoliter Bier hergestellt oder in  einer Stunde 60.000 Flaschen Bier abgefüllt werden können. In der Brauerei arbeiten  520 Personen, davon nur 300 in der Produktion, weil fast alles automatisch erledigt wird. Nach Beendigung der Führung, die etwa 1 Std. dauerte, konnten wir noch eine Verkostung vornehmen.

Nachdem uns unsere Busse wieder zum Hotel gebracht hatten, war der Tag für fast alle unsere Reisenden gelaufen, er hatte uns so viel gebracht, dass wir die Ruhe der Nacht herbeisehnten.

Auch der zweite Tag brachte uns viel Neues, wobei wir uns nach einem guten Frühstück freuten, wieder von unserer Führerin des Vortages betreut zu werden. Sie konnte uns über ihre Heimatstadt Poznan sowohl bei der Rundfahrt im Bus als auch bei der Wanderung durch die Stadt viel Interessantes vermitteln, so z.B.dass die Anfänge der Stadt bis in das 9. Jahrhundert zurückgehen,  dass sie im 13. Jahrhundert Hauptstadt Polens war und im 18. Jahrhundert zu Preußen kam und bis zum Ende des 1. Weltkrieges verblieb, dass 1925 die erste internationale Messe hier stattfand, dass sie 1939 Deutschland einverleibt wurde und im Januar und Februar 1945 zu 50 %  zerstört wurde und seitdem fast völlig nach altem Stil, vor allem Barock und Jugendstil wiedererreichtet wurde, dass Poznan heute die fünftgrößte Stadt von Polen ist, dass sie mit knapp 600.000 Einwohnern größer ist als Dresden, dass 96 % der Einwohner Katholiken sind und 42 % regelmäßig die Kirche besuchen, dass die Stadt nur 3 % Arbeitslose hat, ganz Polen im Schnitt aber 9 – 10 %, dass die Stadt im Januar und Februar 1945 zu 55 % zerstört wurde und fast völlig nach altem Stil, dabei viel Barock und Jugendstil, wiedererrichtet wurde und viel mehr.

Ebenso interessiert hörten wir auf die Erläuterungen  bei dem Spaziergang, wie etwa bei der Besichtigung des Domes (erste Kathedrale Polens) auf der Wartheinsel, auch Dominsel genannt. Natürlich nutzten wir die Möglichkeit, vor dem Altar ein geistliches Lied zu singen.

Als wir 12 Uhr am Rathausplatz ankamen, war er von Besuchern regelrecht voll besetzt. Gleich darauf  erschienen auf dem Turm des Rathauses 2 Ziegenböcke, die sich mit ihren Hörnern zu bekämpfen schienen und hörten die dazugehörige Geschichte. Gleich danach konnten wir das Rathaus Museum der Stadtgeschichte besuchen und hatten die Ehre, vom Präsidenten der Stadt (Oberbürgermeister) empfangen zu werden. Er betonte seine Freude, uns als Abgesandte eines befreundeten Landes begrüßen zu können und hob die gemeinsamen Interessen an Frieden und Völkerfreundschaft hervor.

Geplant war auch der Besuch der im 15. Jahrhundert erbauten Franziskanerkirche mit ihrer  einmaligen Krippenausstellung. Leider fand zu dieser Zeit eine Trauerfeier statt, so dass wir die Krippe mit ihren 145 Figuren nur kurz von Weitem betrachten konnten.

Poznan hatte schon im 18. Jahrhundert enge Beziehungen zu Deutschland. Davon zeugt das Denkmal der Bamberka, eines Wasser tragenden Mädchens. Sie gehörte zu einer der etwa 100 Familien, die aus Bamberg angeworben wurden, um in und bei Poznan als Landwirte zu arbeiten. Das Land wurde ihnen geschenkt. Die Kriege dieser Zeit hatten die Bevölkerung hier stark dezimiert, während es  in Bamberg an Arbeit mangelte.

Die Zeit verging sehr schnell, bis wir uns wieder vor unserem Hotel  trafen, um die Fahrt zum Probenraum des PC Poznan anzutreten. Hier trafen wir mit dem gesamten Gastgeberchor zusammen, begrüßten uns herzlich und tauschten gegenseitig Geschenke aus. Jeder einzeln Gast erhielt ein hübsches polnisches Souvenir und dazu eine ebenso hübsche Zuckerrose, während jeder von unseren Reisenden ein Geschenk seiner Wahl mitgebracht hatte und es übergab.

Die polnischen Sängerinnen und Sänger hatten uns zum Abendessen eingeladen. Dann ging es darum, in Vorbereitung auf das Konzert am Folgetag die Lieder gemeinsam zu singen, die wir bisher nur einzeln proben konnten, drei polnische und zwei deutsche Weihnachtlieder. Alle Chorleiter zeigten sich vom Ergebnis dieser Probe befriedigt, so dass auch wir zufrieden zum Hotel zurückfuhren und eine ruhige Nacht verbringen konnten.

Der Vormittag des nächsten Tages konnte in aller Ruhe verbracht werden, obwohl er wieder ein besonderes Erlebnis bot, nämlich den Besuch des Kaufhauses „Alte Brauerei“.  Von diesem „alten“ Gebäude wird gesagt, dass es das größte Kaufhaus Polens und das schönste Europas ist. Das ist bestimmt nicht übertrieben, denn ich konnte an dem Wegweiser des Hauses 225 Geschäfte aller Art ablesen, die ihre nationalen und internationalen Waren anboten. Bei dem etwa zwei Stunden dauernden Bummel konnte nach Herzenslust „geshoppt“ werden. An den Tüten oder prallen Taschen unserer Reisenden konnte man ablesen, dass auch reichlich von den gegebenen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wurde.

Nach dem Besuch des Kaufhauses trennten sich unsere Sänger(innen) von ihren Verwandten und Freunden. Während wir Aktiven zur Garnisonskirche fuhren, um uns konzentriert auf das Konzert vorzubereiten, hatten unsere Passiven ein weiteres sehr schönes Erlebnis. Sie fuhren mit dem zweiten Bus zum Palmenhaus.

In dem über 100 Jahre alten Palmenhaus mit seinen 8 verschiedenen Pavillons sind nicht nur etwa 17.000 Pflanzen aus vielen tropischen und subtropischen Ländern zu bewundern, sondern auch eine Vielzahl von Aquarien mit über 150 verschiedenen Süß- und Salzwasserfischen. Unsere Freunde kamen sich vor wie im Dschungel und waren begeistert, die zwei für den Besuch geplanten Stunden vergingen wie im Fluge.

Doch nun sollte der eigentliche Höhepunkt unserer Konzertreise beginnen: das gemeinsame Weihnachtskonzert

Zum Programmbeginn standen 4 Chöre auf der Bühne. Gemeinsam begannen diese mit der Hymne „Tryumfy“ , was mit viel Applaus von dem zahlreich erschienenen Publikum bedankt wurde. Danach wurden von mehreren Honoratioren von Stadt, Armee und Polizei die Chöre sowie deren Chorleiter vorgestellt.  Leider erfolgte das nur in der Landessprache, so dass nicht alle Einzelheiten von uns verstanden wurden. Klar war jedoch geworden, dass die Musik und der Gesang als  Einheit der Zielsetzung einer friedlichen Zukunft dienen müssen und sollen.

In dieser Zeit formierte sich der „Armeechor der Heiligen Jeny“ allein auf der Bühne und leistete seinen Part. Unser Chor hatte sich auf der Orgelempore eingerichtet und zeigte sich anschließend dem Publikum sowohl als Gesamtchor als auch als Frauenchor („Hebe Deine Augen auf“) und als Männerchor („Adoramus“), wobei unsere beiden Chorleiter (Torsten Petzold und Maja Seidel) zum Einsatz kamen.

Es folgte der Auftritt des Polizeichores Poznan, der sich mit Absolventen der Poznaner Musikhochschule verstärkt hatte. Alle Chöre ernteten viel Beifall für ihre Leistungen.

Das traf auch für unseren zweiten Auftritt zu, den unsere Gruppe „Musici“ einleitete.

Danach hatten sich wieder alle Chöre auf der Bühne zusammengefunden und ließen „Cicha noc“ (Stille Nacht) erklingen, wobei 2 Strophen in Polnisch und die dritte in Deutsch gesungen wurden. Ähnlich war es bei dem folgenden Lied („O du fröhliche“).   Die reichliche Zustimmung des Publikums war nach jedem Lied  hörbar, was sich nach dem gemeinsamen Schlusslied („Bog sie rodzi“)  wiederholte. Wenn sowohl wir als auch die anderen Sänger und das Publikum nicht verstanden, was gesungen wurde, so war damit doch die durchgängig gute Qualität der Darbietungen  bestätigt.

Ein gemeinsames Abendessen mit geladenen Gästen in einem Spezialitätenrestaurant beendete den ereignisreichen Tag.

Bis zur Abreise am Sonntagmittag kamen wir noch einer Vereinbarung nach, indem wir

nach einer entsprechenden Probe den Gottesdienst auf der Orgelempore der Pfarrkirche begleiteten.  Danach nahmen wir gemeinsam mit unseren Gastgebern ein Mittagessen ein verabschiedeten uns von unseren polnischen Gastgebern. Wir dankten ihnen für ihre Gastfreundschaft und nahmen die Gewissheit mit, bei Freunden gewesen zu sein, die wiederum zum Ausdruck brachten, wir sollten uns nicht aus dem Auge verlieren.

 

Jochen Strobel

Und hier ein paar Impressionen der Reise:

Kommentar verfassen